Sanftes Facelifting für eine Großplastik: In Bern, der Hauptstadt der Schweiz, durfte ich im Sommer 2020 mitten im Stadtzentrum das 111 Jahre alte Weltpostdenkmal «Autour du Monde» restaurieren. Von den Auftraggebern gewünscht war eine sanfte Reduzierung der Spuren, die Umwelteinflüsse auf der Bronze hinterlassen hatten. Wasserläufer in der Kupferpatina und Ablagerungen durch Staub und Schmutz verunstalteten das Kunstwerk des französischen Bildhauers René de Saint-Marceaux.
Durch eine trockene Reinigung wurden die störenden Ablagerungen entfernt und die Wasserläufer mit rotierenden Miniaturbürsten minimiert und der Umgebung angeglichen. Durch diese Behandlung konnte die Oberfläche beruhigt und vereinheitlicht werden.
Nach der Reinigung wird die Skulptur zum Schutz mit einem neuartigen Verfahren behandelt: Ein Team der Universität Neuenburg/CH um die Mikrobiologin Edith Joseph hat eine Methode entwickelt, mit der sie durch einen Überzug aus Schimmelpilzen Objekte aus Kupfer und Bronze vor Verwitterung schützen können. «Autour du Monde» ist das erste Kunstwerk dieser Größe, das mit diesem Verfahren behandelt. Erfolgreiche Anwendungen auf kleineren Skulpturen gab es u.a. in Neuchâtel und Luzern.
Bestimmte Pilze haben laut der Universität Neuenburg die Fähigkeit, auf verwitterten Kupferoberflächen stabile Verbindungen einzugehen, sogenannte Kupfer-Oxalate. Die Pilze bilden auf Skulpturen eine sogenannte «Biopatina», die nicht nur die weitere Korrosion des Materials verhindert, sondern auch den typischen grünlichen Überzug der Kupferfiguren und damit ihr Aussehen bewahrt. Dies im Gegensatz traditionellen Oberflächenbehandlungsmitteln, die eine lackartigen Schutzfilm bilden. Die «Biopatina» hat das gleiche Aussehen und die gleiche Textur wie das behandelte Material. Zudem benötigt der Schimmelpilz-Überzug weder giftige Substanzen noch Lösungsmittel.